Die Kaffee-Krise in der ehemaligen DDR

Verteilt über die ganzen Welt wird Kaffee zubereitet und getrunken. Sicherlich gibt es da von Land zu Land Unterschiede, Variationen und Traditionen aber die Liebe zum Kaffee und der Genuss generell verbindet letztendlich wieder alle. Auch hier in Deutschland wird natürlich überall Kaffee getrunken. Kaffee gilt hier ja als das beliebteste Heißgetränk überhaupt. Aber wie war das eigentlich, als es noch die DDR gab? Schließlich weiß man ja, dass den Bürger dort so manche Nahrungs- und Genussmittel, wie andere Dinge auch – nur begrenzt oder eben auch gar nicht zur Verfügung standen oder man sich mit minderwertige Ware begnügen musste.

So passierte es vor rund vierzig Jahren, dass die DDR-Obrigkeit den Kaffee-Trinkern in ihrem Land den Genuss abgewöhnen wollten. Das kam daher, das die Kaffeebohnen auf dem Weltmarkt zu teuer geworden waren. Der sogenannte „Kaffee-Mix“ sollte hier Abhilfe schaffen und das Volk befriedigen. Nur hatte höchstens noch die Farbe des Getränks etwas mit dem echten Kaffee gemeinsam. Dann war auch schon Schluss und die Menschen waren sich einig, dass das keinesfalls eine akzeptable Alternative sein konnte. Die silbernen Tüten verschwanden nach zwei Jahren wieder aus den Geschäften. Über die Qualität hatte das gesamte Volk recht einstimmig ihr negatives Urteil darüber gefällt.

Wie genau alles kam

In dieser Zeit konnte man von einer regelrechten Kaffeekrise in der DDR sprechen, durch die der Unmut der Bevölkerung deutlich wuchs. 1977 waren die Preise für Kaffeebohnen auf dem Weltmarkt regelrecht explodiert. Die hohen Rohstoffpreise führten dazu, dass man beschloss, die bisherigen Kaffeesorten vom Markt zu nehmen und eine neue Mischung aus einem Teil Röstkaffee und den Rest aus Zichore, Zuckerrübenschnitzeln, Spelzanteilen und einem Roggen/Gersten Gemisch auf den Markt zu bringen. Man wollte einfach keine teuren Devisen für Genussmittel ausgeben. Das Motto hieß: „mit möglichst wenig Bohnen viel Kaffee“.

Der einst stellvertretende Direktor des produzierenden Betriebs musste damals täglich in dem Betrieb den Geschmack des Mixes testen. Er empfand diesen als gar nicht so schlecht räumte aber trotzdem ein, dass es natürlich kein Vergleich mit dem echten Bohnenkaffee geben könnte. So kann man sich gut vorstellen, wie die Reklamationen überhand nahmen. Der Unmut wurde durch wütende Proteste noch verstärkt. Es fielen sogar auf die Spitze getriebenen Äußerungen wie „Die Pille ist nun abgeschafft, Kaffee-Mix hat die gleiche Kraft“. Der Spitznahme „Erichs Krönung“ in Anlehnung an die bekannte westdeutsche Marke wurde zusätzlich kreiert.

Erichs Krönung

Dazu, dass es nur gepanschten und keinen reinen Kaffee mehr gab, sollten noch zusätzlich die Preise um hundert Prozent angehoben werden. So sollte der Kaffeeverbrauch gleichzeitig generell reduziert werden. Die Versorgungsrichtlinie für Kaffee wurde somit beschlossen. Die sogenannte „Erichs Krönung“ sorgte aber jetzt erst recht für Ablehnung. Der Geschmack sei eben furchtbar gewesen und das Kaffeemehl hätte für zahlreiche defekte Kaffeemaschinen in den Gaststätten und Großküchen gesorgt. Diese seien dadurch entstanden, dass die Bestandteile des Kaffee-Gemischs aufgequollen waren und die feinen Düsen der Maschinen so verstopften. Die Servicekräfte in den Lokalen beklagten sich darüber, dass das Getränk nicht aus der Maschine kommen wollte. Die Landesführung schien das Problem völlig unterschätzt zu haben.

Für die Bevölkerung der DDR war das wichtigste Medium der gefühlten Gemütlichkeit die Kaffeerunde, wo bei anderen es vielleicht beispielsweise das gemeinsame Bier in der Kneipe war oder ist. Dieses Stück Lebensqualität war den Menschen einfach zu wichtig, um es einfach so ohne Protest aufzugeben. Ganz pragmatisch setzte dann sogar die Führungsebene des Staates auf den Westen als sie merkten, dass das Getränk beim Volk nicht durchsetzbar wurde. So hoffte man in Gestalt von Kaffeepäcken als Geschenke für Ost-Verwandte, dass der Mangel und die schlechte Stimmung nicht zu groß werden würde.

Bitteres Ende

Tatsächlich war der Spuk dann nach zwei Jahren ganz vorbei. Dieser DDR-Ersatzkaffee verschwand komplett ganz aus den Regalen, da er dort eh schon wie Blei gelegen hatte. Denn auch keine Preissenkung oder auch die Veränderung der Rezeptur konnte die Bevölkerung dazu motivieren, das Produkt zu kaufen. Als auf dem Weltmarkt die Kaffeepreise generell wieder sanken, wurden gleich von der DDR-Führung Verträge zur Kaffeeproduktion ausgehandelt, um vorzusorgen.

Von den damaligen DDR-Kaffeeproduzenten gibt es heute noch die im Jahre 1908 gegründete Firma röstfein aus Magdeburg. Die Sorten wie „Mona“ oder auch „Mocca fix gold“ und „Rondo“, die schon zu DDR-Zeiten zu haben waren, sind auch heute noch im Programm. Wer hätte das gedacht, dass Kaffee so eine Krise in einem Land auslösen konnte und sich die Führung der DDR mal dem Willen des Volks unterwerfen musste. Kaffee hat halt überall und in vielen Kulturen eine wichtige Bedeutung und ist dadurch weit mehr als irgendein Heißgetränk, dass man einfach durch etwas anderes ersetzen kann.

2 Gedanken zu „Die Kaffee-Krise in der ehemaligen DDR

  1. Obwohl der Kaffee-Mix wirklich nicht lecker schmeckt, bekommt man im Internet für eine Packung gutes Geld dafür. Es gibt halt Sammler die so was in ihre Sammlung haben wollen. Da geht es echt nicht um den Geschmack, sondern um den Sammlerwert.

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